Versetzungsgefährdet? Bildungspolitische Lehren aus den Bildungsleistungsstudien und Gutachten des Jahres 2023

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+++ Dieser Text spiegelt den Inhalt unserer aktuellen HinterGRÜNde 01/2024 wieder. Zeitnah wird auf dieser Seite der aktuelle Text zu unseren Vorstellungen der Bildung der Zukunft. +++

 

„Seit vielen Jahren belegen nationale ebenso wie internationale Befunde der empirischen Bildungsforschung, dass der Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern eng mit dem sozioökonomischen Status und dem Migrationshintergrund verknüpft ist“.

Diese Aussage findet sich in der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) 2021. Auch PISA 2022, IQB-Bildungstrend oder der ifo-Chancenmonitor teilen diese Befunde. Doch anstatt den Blick auf den zentralen Knackpunkt des deutschen Bildungssystems zu legen, stehen die Abkürzungen PISA, IGLU, IQB oder ifo für viele nur für das angebliche Versagen unseres Bildungssystems. Und ja, die Lage ist ernst und der Lernrückstand vieler Kinder nicht wegzudiskutieren. Aber welche Lehren für die Bildungspolitik lassen sich aus den 2023 veröffentlichten Schulleistungsstudien ziehen?

 Zeitgemäßer und alltagbezogener Unterricht motiviert zum Lernen

PISA-Studie und IQB-Bildungstrend zeigen eine deutliche Abnahme der Motivation der Schüler*innen in Deutsch und Mathematik in den letzten Jahren. In beiden Fächern sind althergebrachte Lernformen wie Frontalunterricht, Still- oder Einzelarbeit immer noch vorherrschend. Aufgaben, die Kompetenzen für Herausforderungen des 21. Jahrhunderts erfordern, kommen selten vor. Hier braucht es eine Modernisierung des Unterrichts mit einer fächerübergreifenden Orientierung auf Lebenswelt und Alltagskompetenz.

Digitale Kluft verhindern 

Die Schulschließungen während der Covid-19-Pandemie verstärkten bestehende Probleme. Dies zeigte sich beim Distanzunterricht und der Digitalisierung. Durch engagierte und kreative Lehrkräfte wurde viel Unterricht aufgefangen, doch lernschwache Schüler*innen oder aus einkommensschwächeren Familien blieben oft abgehängt – mit Folgen für die ganze Bildungslaufbahn. Um dieser digitalen Kluft zu begegnen, müssen digitale, datenschutzkonforme Lernmöglichkeiten ausgebaut und pädagogische Inhalte und Methoden daran angepasst werden. 

Leistungsspreizung und sozioökonomischer Status 

Schulische Leistungen hängen nach wie vor von der familiären Herkunft ab. Schon in der frühkindlichen Bildung gehen die Bildungschancen von sozioökonomisch begünstigten und benachteiligten Kindern auseinander und dies wirkt über alle Bildungsstufen fort. Die frühe Trennung der Kinder in Deutschland im mehrgliedrigen Schulsystem erhöht die Ungleichheit bei den Leistungen. Längeres gemeinsames Lernen und der Ausbau von Ganztagsangeboten mit pädagogischer Begleitung von Assistenzen, Erzieher*innen und Schulsozialarbeit sind bildungspolitisch wirksame Maßnahmen zur Erhöhung der sozialen Mobilität und Kompetenzsteigerung für alle Schüler*innen.